Römer aus Theresienthal
© Stephan Buse 2008

Dekor Münchner Kindl

Wie gelangte das Münchner Kindl auf Weinrömer der Glasfabrik Theresienthal? Hat dieses Symbol überhaupt etwas mit dem Genuss von Wein zu tun, oder hat es sich auf Weinrömer nur als Souvenierbildchen verirrt?
Wer Herkunft und Entwicklung dieser Wappenfigur gründlicher erforschen will, dem sei als Ausgangspunkt seiner Bemühungen der Katalog "Das Münchner Kindl....eine Wappenfigur geht eigene Wege" hrsg. im Namen des Münchner Stadtmuseums von Florian Dering, München 1999 empfohlen!

Ursprünglich ist das "Münchner Kindl" nichts anderes als das verniedlichte Abbild eines Mönches, genauer gesagt des Mönches, der auch heute noch im Wappen der Stadt München geführt wird und in seiner linken Hand ein Buch, (ein Evangeliar?) trägt. Noch bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts hinein war es ein Tabu, dieses Hoheitszeichen der Stadt zu Dekorationszwecken im privaten oder kommerziellen Bereich zu ge- bzw. missbrauchen. Dann aber erschien im Jahr 1831 auf einem Portrait das Stadtwappen mit dem "Münchner Kindel", das statt eines Buches einen Farbtopf in seiner linken Hand trägt. Etwa zehn Jahre später wird die Bezeichnung "Münchner Kindl" für den Mönch im Stadtwappen Münchens gebräuchlich und das Münchner Kindl wandelt sich zu einer Symbol- und bald daruf auch Reklamefigur, auf die zahlreiche durchaus auch gegensätzliche Anschauungen und Erwartungen projeziert wurden. Ab etwa 1885 konnten der Bierkrug und Rettich das Buch in der Hand des Münchner Kindls ergänzen bzw. auch ersetzen. In dieser Form ist es auf zahllose Ansichtskarten, Bierkrüge etc. geraten.
Was aber hat das Münchner Kindl mit dem Weintrinken zu tun, weshalb findet es sich neben zahllosen Bierkrügen auch auf Weinrömern? Eine Erklärung mag sein, dass im Jahre 1874 der Münchner Ratskeller als Weinlokal eröffnet wurde. Mit dabei war selbstverständlich die Symbolfigur Münchens, das Münchner Kindl, das sich nun auf Weinetiketten, Eintrittskarten und eben auch auf Weinrömern wiederfand. In der Hand hielt es nun allerdings kaum Bierkrug oder Radi (auf einem Weinrömer, der mit anderen Gläsern aus Theresienthal auf Seite 144 des genannten Katalogs abgebildet ist, ist aber gerade dies wiedersinnigerweise der Fall), sondern wieder das Buch oder eine Wappenscheibe oder sogar einen Weinrömer.



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  • Die traditionelle Römerform bis zur Biedermeierzeit
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  • Römer aus Theresienthal um 1890
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